Königslutter. „Binge Eating“ ist ein Thema bei der Fachtagung zu Essstörungen bei Kindern im Awo-Psychiatriezentrum. Neue Zahlen bereiten Sorgen.

Während der Corona-Pandemie sind die stationären Behandlungen von Kindern und Jugendlichen sprunghaft in die Höhe geschnellt. Laut DAK-Kinder- und Jugendreport wurden 2022 bei einem Prozent der Minderjährigen eine Essstörung erstdiagnostiziert – 51 Prozent mehr als 2019. Das schreibt das Awo-Psychiatriezentrum Königslutter.

Die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie (KJP) des Awo-Psychiatriezentrums hat daher die „Essstörungen im Kinder- und Jugendalter“ bei ihrer diesjährigen Fachtagung in den Fokus gerückt, heißt es weiter. „Das Essverhalten von Kindern und Jugendlichen ist vielgestaltig“, wird Dr. Gabriele Grabowski, Chefärztin der KJP, aus der Begrüßungsrede zitiert. „Neben unproblematischem Essverhalten, Eigenheiten in der Ernährung und der Aufnahme von ausgewählten Nahrungsmitteln begegnen uns übermäßige Nahrungsaufnahme mit und ohne Erbrechen sowie die Magersucht.“ Es gehe um die Fragen: Was ist tolerierbar, was ist krankhaft, gehört diagnostiziert und therapiert? Und: Wie können Profis die familiären Systeme unterstützen?

Binge-Eating-Expertin in Königslutter: Adipositas-Zahlen weltweit angestiegen

Der Mitteilung zufolge berichteten namhafte Expertinnen und Experten zu der Thematik. So hätten unter anderem die Themen „Stationäre Behandlung von Anorexia nervosa – Konzept einer Spezialklinik“ und „Binge-Eating-Störung bei Kindern und Jugendlichen“ auf dem Programm gestanden. Dabei handele es sich um zwei gegensätzliche Krankheitsbilder: Anorexia nervosa sei auch bekannt als Magersucht und verbunden mit einer sehr geringen bis gar keiner Nahrungsaufnahme und massivem Gewichtsverlust. Beim „Binge Eating“ nähmen Betroffene unkontrolliert eine sehr große Menge an Nahrungsmitteln zu sich. Das englische „binge“ bedeutet so viel wie „Gelage“. In Folge dessen seien die meisten Betroffenen übergewichtig oder gar adipös.

Professor Anja Hilbert sprach unter anderem über die „Binge-Eating-Störung bei Kindern und Jugendlichen: eine vernachlässigte klinische Herausforderung“, schreibt das Awo-Psychiatriezentrum. Sie habe deutlich gemacht, dass die Adipositas-Zahlen in Deutschland in den vergangenen Jahren zwar kaum gestiegen seien. „Jedoch haben wir es weltweit mit einer Adipositas-Pandemie zu tun“, wird sie zitiert. Laut Mitteilung zeigte sie die Ergebnisse einer neuen Studie, die verdeutlichten, dass die Zahlen weltweit zwischen 1990 und 2022 sehr deutlich angestiegen seien, vor allem in den Industrieländern.

150 Teilnehmende waren laut Mitteilung für die Fachtagung angemeldet, knapp die Hälfte habe die Referate online verfolgt.

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